Nürnberg (dpa) - Die Wirtschaftskrise verschärft zunehmend die Lage auf dem
Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbslosen stieg im Februar um ein Vielfaches
stärker als im Schnitt der vergangenen Jahre.Bild vergrößernInsgesamt seien
im zu Ende gehenden Monat rund 3,55 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit
gewesen; das seien rund 65 000 mehr als im Januar, berichteten Volkswirte
deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Dies wäre der stärkste Februar-Anstieg seit dem Krisenjahr 2005. Um
Auftragsflauten zu überbrücken, planten zudem viele unternehmen
Kurzarbeit.Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an
diesem Donnerstag bekanntgeben. Dabei will BA-Chef Frank-Jürgen Weise auch
über die Entwicklung der Kurzarbeit informieren. Die Zahl der Anmeldungen
für Kurzarbeit war in den vergangenen beiden Monaten stark gestiegen.Der
aktuelle Einbruch bei der Arbeitskräfte-Nachfrage wird sich nach einer
Prognose der Bundesagentur im Laufe des Jahres fortsetzen. In den kommenden
Monaten sei mit einem weiteren Beschäftigungsrückgang zu rechen, betonte
die BA bei der Veröffentlichung ihres monatlichen Beschäftigungsindexes
BA-X. Im Februar ist der Indikator für die Arbeitskräfte-Nachfrage demnach
zum neunten Mal in Folge gesunken. Mit einem Wert von 140, vier Punkte
niedriger als im Vormonat, rutschte er zugleich auf das niedrigste Niveau
seit März 2006.Einig sind sich die Experten, dass der Arbeitsmarkt - anders
als von der Bundesagentur für Arbeit erhofft - nach den Reformen der
vergangenen Jahr keineswegs weniger krisenanfälliger ist. «Die
Februar-Zahlen zeigen, dass die Rezession mit voller Wucht auf den
Arbeitsmarkt durchschlägt», unterstrich Commerzbank-Volkswirte Eckart
Tuchtfeld. Allerdings spiele bei dem vergleichsweise starken Anstieg der
Erwerbslosenzahlen im Februar auch der harte Winter eine Rolle. Nach
Einschätzung von Allianz-Volkswirt Schneider geht von dem erwarteten
saisonbereinigten Anstieg von 73 000 im Februar ein Drittel auf das Konto
des frostigen Wetters.Dresdner-Bank-Volkswirt Philipp Jäger sieht
allerdings von der Rezession keineswegs alle Branche gleich betroffen.
Schwierig sei die Lage vor allem für das verarbeitende Gewerbe. Besonders
harte treffe es die Autoindustrie und ihre Zulieferer. Entsprechend stark
seien die dort Beschäftigten von Job-Verlust bedroht. «Dagegen zeigt sich
die Dienstleistungsbranche als tendenziell robust», betonte Jäger.
Besonders im Gesundheits- und Sozialwesen würden weiterhin Fachkräfte
gesucht.Im Januar war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland infolge der
lahmenden Konjunktur um 387 000 auf 3 489 000 gestiegen. Nach BA- Angaben
waren das nur noch 170 000 weniger als vor einem Jahr. Die
Arbeitslosenquote war um 0,9 Punkte auf 8,3 Prozent geklettert; vor einem
Jahr hatte sie bei 8,7 Prozent gelegen. Einen Boom verzeichnete die
Bundesagentur bei der Kurzarbeit. Im Dezember 2008 hatte Unternehmen für
295 000 Beschäftigte sogenanntes konjunkturelles Kurzarbeitergeld
beantragt. Im Vergleich zum November bedeutet dies einen Anstieg um
240 000. Bis zum Ausbruch der Krise im Herbst 2008 hatte konjunkturelles
Kurzarbeitergeld kaum eine Rolle gespielt.
Wednesday, February 25, 2009
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